Grundschule. Im laufenden Schuljahr erhalten die Kinder der Grundschulen und deren Familien einen veränderten Bewertungsbogen.

Drei Vorschläge: Vorschlag 1          Vorschlag 2               Vorschlag 3

Neu ist Nachstehendes:

1. die Kinder erhalten in den einzelnen Fächern keine Noten

2. die Kinder erhalten einen ausführlichen Bericht.

3. Die Kopfseite des Bewertungsbogens hat die Funktion des Zeugnisses und hat für alle
Schulen dasselbe Format und denselben Inhalt.

Diese Neuerung wurde vom Unterrichtsministerium verordnet und wird in den Schulen Südtirols bereits im laufenden Schuljahr umgesetzt.

Hier die gesetzlichen Bestimmungen:

ü das Gesetzesdekret vom 8. April 2020, Nr. 22

ü das Staatsgesetz Nr. 41 vom 6. Juni 2020

ü  der Beschluss der Landesregierung vom 25. August 2020, Nr. 621; Art. 5, Absatz 2:

„Die periodische Bewertung und die
Jahresbewertung der Lernprozesse und Leistungen in den Fächern und im
fächerübergreifenden Lernbereich Gesellschaftliche Bildung erfolgen für die
Grundschule in Form eines beschreibenden Urteils, das Bezug nimmt auf die jeweils
erreichte Kompetenzstufe, […]“.

ü  das Rundschreiben Nr. 48/2020 „Bewertung
in beschreibender Form in der Grundschule“ vom 23.10.2020

Die Vorarbeiten im Schulsprengel Brixen Milland

Die Ziele:
Die drei Arbeitsgruppen

1.     diskutieren einen Fragenkatalog

2.     sichten und diskutieren die drei
Vorschläge des Schulamtes.

3.     nennen die Bewertungskriterien für die einzelnen Bereiche der
Beschreibung

4.     verfassen konkrete Beschreibungen aufgrund Ihrer Beobachtungen

1. Der Fragenkatalog

Welche Informationen sind für das Kind und dessen Familie von Bedeutung?

Was will das Kind oder die Familie von der Schule erfahren?

Welchen Zweck erfüllt die Mitteilung an das Kind oder an die Familie?

Handelt es sich lediglich um eine
Information, eine Rückmeldung oder erfüllt sie auch die Funktion des Ratgebers?

Ist es wichtig, den Lernprozess des Kindes zu skizzieren?

Sollten die Kompetenzen auf dem Bewertungsbogen aufscheinen, so zum Beispiel:

der Schüler, die Schülerin

·       verfügt über gute Fähigkeiten in den Fächern…

·       vertieft verschiedenen Wissensbestände nicht ausreichend…

·       stellt Fragen, löst weitest gehend selbst bekannte Aufgaben

Sollten die Kompetenzen oder Ziele mit einem vertrauten Begriff wie gut, sehr gut….
bewertet werden?

Ist die Mitteilung ein Mutmacher oder ein Anlass zur Reflexion?
Ist die Beschreibung sehr persönlich, wertschätzend gehalten oder eher analytisch und technisch?
Ist es möglich Ehrlichkeit mit Freundlichkeit zu verbinden?

Sprich: nennt die Beschreibung die Stärken des Kindes, weist aber auch auf jene
Bereiche hin, die einer Vertiefung bedürfen? 

Wie gelangt das Team zu einer umfassenden, beschreibenden Bewertung und auf welche
Kompetenzen bezieht es sich?

Inwieweit wird die Selbsteinschätzung des Kindes mit einbezogen?

Inwieweit ist eine Kompatibilität der Bewertung mit der Kompetenzbescheinigung zu empfehlen? 

Wirkt sich diese neue Beschreibung auf die Art der Schülerbeobachtung aus? Müssen
hierfür Kriterien formuliert werden?

Wie und wann zeichnet die Lehrkraft die Beobachtungen auf? wie verhält sich die
Aufzeichnung in Bezug auf das digitale Register?

2. Bewertungskriterien
im Arbeits- und Sozialverhalten

Die Gruppe
definiert einige Kriterien:

a. Arbeitsverhalten

Du

arbeitest gerne   –   vertiefst dich in die Arbeit    –   versinkst in der Arbeit

arbeitest motiviert   –  arbeitest gewissenhaft und gründlich,  ausdauernd

bleibst  bei der Arbeit  –  wechselst  gerne   –  beendest die Arbeit – schließt   die Arbeit ab   – arbeitest konstant  – versinkst oft in deinen Gedanken

hörst geduldig zu und äußerst deine Gedanken

ermüdest rasch –  bist hartnäckig –  gibst nicht  auf            

hältst Misserfolge aus   –   wirfst zu schnell alles hin  –   freust dich an der Arbeit

zeigst den anderen gerne deine Produkte – stellst dein Vorwissen vor

meldest dich gerne zu Wort  – arbeitest engagiert

lässt dir gerne helfen  –  weist Hilfen ab  –  brauchst viel Begleitung

brauchst viel Zuspruch und Ermunterung

nimmst die Hilfe der Kinder, nicht aber die der Lehrkräfte an                                

arbeitest gerne allein  –  mit einem bestimmten Kind –  in der Gruppe

du unterstützt die anderen, sofern sie dies wünschen

arbeitest selbstständig  –  arbeitest langsam   – bedächtig  –  schnell  –  ordentlich

brauchst ein ruhiges Umfeld  –  arbeitest auch in einem belebten Umfeld

zeigst kaum Interesse  –   siehst in der schulischen Arbeit wenig Sinn

organisierst die Materialien  –  hältst Ordnung in den
Unterlagen  –   strukturierst die Arbeit

kommst mit der zur Verfügung stehenden Zeit gut zurecht – hast immer einen Plan

ergreifst die Initiative, um im Lernen voranzukommen

du denkst sehr eigenständig 

du überlegst viel und oft und stellst Zusammenhänge her

b. Sozialverhalten

Wo können wir das
beobachten?

In der Klasse: bei gebundenem Unterricht, in freien Phasen bei der Gruppenarbeit

Während der Pause bei Lehrausflügen, Lehrausgängen

Was können wir
beobachten

Zusammenarbeit mit anderen Kindern

Aufgeschlossenes Verhalten den anderen gegenüber

Bevorzug es allein zu sein- Braucht die Gruppe- braucht spezielle Freunde um sich

Ist in der Gruppe zurückhaltend oder passiv, führend

Kann mit den anderen friedvoll oder störungsfrei umgehen

Beschwört Konflikte herauf, kann Konflikte lösen

Kann sich schon in andere hineinfühlen – ist noch sehr auf sich selbst konzentriert

Geht auf andere zu – wartet bis die anderen zu ihm kommen

Wird als Mitschüler von den anderen respektiert- ist verträglich und besonnen

Setzt sich immer durch – ist sehr neckisch, ärgert andere gerne

Ist in der Gruppe sehr selbstsicher- kann sich zurücknehmen

4. Ein Beispiel für einen Kinderbrief

 

BESCHREIBUNG DER
ALLGEMEINEN LERNENTWICKLUNG, DER SELBST- UND SOZIALKOMPETENZ (VERHALTEN)
SOWIE DER FACHLICHEN UND FÄCHERÜBERGREIFENDEN LERNENTWICKLUNG

  1. Halbjahr

Arbeitsverhalten: Max, du bist ein guter
Arbeiter. Sobald du einen Auftrag von uns Lehrerinnen erhältst, bist du
gleich bereit, diesen auszuführen. Du organisierst die nötigen Materialien,
die du immer bei dir hast und organisierst deinen Arbeitsplatz. Mit der Zeit
kommst du allerdings nicht immer zurecht. Ab und zu verwendest du zu viel
Zeit, um zu beobachten, was die anderen tun. Das aber wirst du noch in den
Griff bekommen. Trotz dieser Zeitverzögerung führst du die Arbeiten zu Ende
und legst auch die Materialien wieder an ihren Platz zurück. Uns fällt auf,
dass du dich vor allem in die Sachthemen vertiefst.

Sozialverhalten: In der Gruppe verhältst du dich
sehr freundlich. Zurzeit ziehst du für das Spiel oder die Zusammenarbeit
eindeutig die Buben vor. Vielleicht gelingt es dir nächstens, mit den Mädchen
etwas weniger neckisch umzugehen. Manchmal, lieber Max, bist du etwas
ungeduldig. Wenn jemand von deinen Mitschülern nicht sofort auf deine
Vorschläge eingeht, reagierst du ziemlich unwirsch. Wir sind uns sicher, dass
du bald im Stande sein wirst, dich ein klein wenig zurückzunehmen und mehr
auf die anderen einzugehen. Wir haben aber auch beobachtet, dass du zum
Schüler, der besonders viel Aufmerksamkeit braucht, sehr hilfreich bist und
ihm immer wieder auf die Sprünge hilfst.

Deutsch: Anders als im letzten Jahr
schreibst du nun kurze, gut verständliche und unterhaltsame Geschichten.
Zudem erzählst du so, dass wir alle Dir gerne zuhören. Die Groß- und
Kleinschreibung fällt dir noch schwer, währenddem du mit den Dehnungen und
Verdoppelungen kein Problem hast.

Es wäre ratsam, wenn du mehr und mit mehr
Konzentration lesen würdest. Dies bezieht sich auf alle Fächer. Versuche
täglich mindestens 10 Zeilen eines Sachtextes oder eines erzählenden Textes
zu lesen und das Gelesene laut vor dich herzusagen. Wenn du besser lesen
kannst, wirst du auch die Textaufgaben in Mathematik leichter lösen.

Mathematik: In der Mathematik gelingt dir
das Lösen der vier Grundrechenarten schon sehr gut. Dasselbe bezieht sich auf
das Zeichnen von geometrischen Figuren oder das Spiegeln.

Italienisch: du hast einen Grundwortschatz
erworben und erzählst sehr gut verständlich aus deinem Alltag und schreibst
kurze, einfache Sätze. Wir wissen, dass du gerne italienische Musik
hörst oder italienische Sendungen ansiehst. Das kommt dir sehr zugute.

GGN: Themen aus der Sachkunde sind
dein Steckenpferd. Über das Weltall, das wohl dein absoluter Favorit ist,
hast du lange geforscht, dich in bereitgestellte Bücher vertieft, viele
wichtige Kenntnisse erworben und der Klasse einen spannenden Vortrag
geliefert. Dabei hast Du die passenden Medien ausgewählt.

Gesellschaftliche Bildung: Letzthin haben wir auch
Umweltthemen erarbeitet. Dort hast du mit deinem Verhalten und deinem Wissen
bewiesen, dass dir die Umwelt sehr am Herzen liegt.

Sport und Bewegung: Im Sportunterricht beobachten
wir, dass du ein ausgezeichneter Läufer bist und beim Bodenturnen sehr
gelenkig. Mit großer Ausdauer spielst du sämtliche Ballspiele und scheinst
dich kaum zu ermüden. Wenn deine Gruppe bei Mannschaftsspielen verliert,
leidest du. Da kommt es schon vor, dass du schwächere Sportler verspottest
oder mit Worten beleidigst. Das aber wirst du nächstens sich weniger oft tun.

Kunst und Technik: Beim Zeichnen und Malen hast du
etwas wenig Geduld. Viel lieber hast du die Tonarbeit gemacht und die Laterne
für den Umzug. Dies bedeutet, dass du gut gestalten und formen kannst. Die
Schulung der Feinmotorik ist ein nächstes Ziel.  

Musik: Sobald die Lehrerinnen ein
Musikstück vorspielen, hörst du aufmerksam zu. Du selbst spielst Klarinette
und hörst die einzelnen Instrumente aus dem Stück heraus. Du hast ein gutes
Gefühl für Rhythmik und kannst Sequenzen nachklatschen. Beim Singen musst du
auf den Rhythmus deiner Mitschülerinnen achten. Die Liedtexte merkst du dir
nur dann, wenn dich das Lied wirklich interessiert.